The show must go on – West Highland Way -Schottland (Teil 2)

Noch immer bin ich ganz ergriffen, wenn ich meine Fotos von meiner Urlaubswanderung zum West Highland Way in Schottland im Jahr 2008 ansehe. Ich habe dazu schon vor Kurzem den Teil 1 meines Tourbuchs von Glasgow nach Tyndrum veröffentlicht. Was ich auf der weiteren Wandertour bis Fort William erlebte, das könnt Ihr jetzt erfahren.

West Highland Way- Markierung (Foto: Hikekarin.com)

West Highland Way- Markierung (Foto: Hikekarin.com)

Ihr erinnert Euch vielleicht? Ich unternahm meine erste Allein-Fernwanderung und übernachtete in B&B (bed and breakfast)-Häusern bei supernetten Privatvermietern. Mein Koffer wurde zur nächsten Unterkunft gefahren und ich durfte mit Tagesrucksack hinterher wandern. Eine sehr angenehme Art zu wandern, wenngleich sicherlich nicht die Hardcore-Variante. Aber ich wollte es bewusst etwas bequemer haben, es genießen, dass ich abends nach einer netten Dusche und einem leckeren Essen im Pub nur noch ins Bett fallen konnte, ohne jemanden zu stören.

 

5. Wandertag:

Von Tyndrum nach Kingshouse (32 km)

Bei der heutigen Tour habe ich zwei Etappen zusammen gelegt, weshalb die Strecke doch recht lang wurde. Ich hätte aber sonst andere Flüge buchen müssen, was mir zeitlich nicht in den Kram gepasst hatte. Drei Nächte weilte ich insgesamt im angenehmen B&B Ewich House. Von dort aus hatte ich einen angenehmen Hol-Bring-Service zu den Etappen. Ich gebe zu, ist nicht wirklich ideal, aber scheinbar hatte der West-Highland-Way (kurz: WHW) Hochsaison und wenige B&B waren noch zu haben. Heute stand mir die längste Etappe meines Wanderurlaubs bevor, aber erstmal wurde gefrühstückt.

Mein erstes schottische Bed and Breakfast: The Ewich House (Foto: Hikekarin.com)

Mein erstes schottische Bed and Breakfast: The Ewich House (Foto: Hikekarin.com)

Beim Frühstück in Schottland kann man zwischen deftigem „scottish breakfast“ und „continental breakfast“ wählen. Da man beim Wandern aber viel Energien benötigt, aß ich morgens ordentlich schottisch: Rührei, gebratener Schinken oder Tomaten auf braun gebackenem Toast. Das war schon eine kleine Umgewöhnung, da ich ansonsten eher spärlich frühstücke. Tagsüber aß ich dann nur (teure) Bananen, Müsliriegel und Studentenfutter. Dafür freute ich mich abends auf ein kräftiges Essen. Z. B. Steak mit Kartoffeln und Salat. Die Getränke und das Essen werden am Tresen bestellt und direkt bezahlt- sie sind etwa so teuer wie in einer deutschen Großstadt.

Farbenfroh ging es bei Tyndrum los (Foto: Hikekarin.com)

Farbenfroh ging es bei Tyndrum los (Foto: Hikekarin.com)

Es war wieder mal ein sehr schottischer Wandertag voller Überraschungen. Nach dem Frühstück wartete ich schon um 8 Uhr morgens im Café in Tyndrum auf eine Gruppe Wanderer, mit der ich mich am Abend zuvor im Pub zum Gemeinsamwandern verabredet hatte. Wir warteten noch einen Regenguß ab, dann ging es los. Die frische Luft brachte wunderschöne Farben hervor. Wir wanderten zunächst bei herrlich klarem Wetter und Sonnenschein. Der Weg war in dem breiten Tal noch recht gemütlich und wir begegneten der Eisenbahn, die hier von Fort William aus losgehend die Highlands durchfährt, bekannt auch als Harry Potter-Zug. Mit einer Dampflock vorweg, gibt es die Variante auch als Hogward Express.

Eisenbahn durch die Highlands (Foto: Hikekarin.com)

Eisenbahn durch die Highlands (Foto: Hikekarin.com)

Später wurden die Berge drumherum höher und die Landschaft spannender und wir erreichten nach 11 km gemütlich „Bridge of Orchy“, wo uns ein heftiger Regenguss unter einer Eisenbahnbrücke überraschte und wir dort spontan ein kleines Picknick einnahmen.

Hübsches Wetterchen in den Highlands (Foto: Hikekarin.com)

Hübsches Wetterchen in den Highlands (Foto: Hikekarin.com)

Rund 1.000 m hoch sind die Highland-Gipfel (Foto: Hikekarin.com)

Rund 1.000 m hoch sind die Highland-Gipfel (Foto: Hikekarin.com)

Safe drinking! (Foto: Hikekarin.com)

Safe drinking! (Foto: Hikekarin.com)

Bridge of Orchy mit Hotel (Foto: Hikekarin.com)

Bridge of Orchy mit Hotel (Foto: Hikekarin.com)

Weiter ging es mit einem kurzen Anstieg zu einem kleinen Gipfel (Mam Carraigh, ca. 300 m NN), won wo aus man einen tollen Blick hatte. Es folgte der Abstieg zum Loch Tulla- einer der vielen Seen der Gegend, vorbei am Inveroran Hotel hin zur Victoria Bridge. Bei der dortigen Pause erwischte uns erneut ein Schauer.

 

Menno – immer wenn Pause war, kam ein Regenguß! Dieses Wechselspiel ließ auch auf dem weiteren Weg durch das Moor Rannoch nicht nach.

Der River Orchy wird gequert (Foto: Hikekarin.com)

Der River Orchy wird gequert (Foto: Hikekarin.com)

Blick zurück auf Bridge of Orchy und die beiden Gipfel des "Beinn an Dorain" (Foto: Hikekarin.com)

Blick auf Bridge of Orchy und den Gipfel des „Beinn an Dorain“ (Foto: Hikekarin.com)

Sanfter Aufstieg zum Mam Carraigh (Foto: Hikekarin.com)

Sanfter Aufstieg zum Mam Carraigh (Foto: Hikekarin.com)

Loch Tulla von Ferne (Foto: Hikekarin.com)

Loch Tulla von Ferne (Foto: Hikekarin.com)

Loch Tulla von Nähe (Foto: Hikekarin.com)

Loch Tulla von Nähe (Foto: Hikekarin.com)

Zum Teil war es unangenehm windig, ja sogar richtig stürmisch und sehr regnerisch. Dann kam die Sonne wieder hervor und trocknete unsere Klamotten schnell. Eine Stunde später wurde es wieder feucht und regnerisch. Und so ging es den ganzen Nachmittag. Meine Umkleidegeschwindigkeit was die Regensachen anging reifte bis zur Perfektion!

Mal Sonne.... (Foto: Hikekarin.com)

Mal Sonne und Flaute …. (Foto: Hikekarin.com)

... mal Regen (Fot: Hikekarin.com)

… mal Regen und Sturm (Foto: Hikekarin.com)

Das riesige Hochmoor vom Rannoch erstreckt sich über 50 km lang, ist rund 130 km² groß und eines der wichtigsten Moore Schottlands: Es ist sehr beeindruckend, dass der West Highland Way hier hindurch führt! Leider verläuft er auf einer alten, traditionellen Pflasterstraße fast 10 km lang, sodaß meine Füße ganz schön zu qualmen begannen. Perfekt wäre es, wenn man hier auf Holzbohlen durch das Moor geführt würde. Aber vielleicht hat sich das ja mittlerweile auch geändert?!

Wollgras - ein steter Begleiter im Hochmoor (Foto:Hikekarincom)

Wollgras – ein steter Begleiter im Hochmoor (Foto:Hikekarincom)

Auf der Old Road durch das Moor (Foto: Hikekarin.com)

Auf der Old Road durch das Moor (Foto: Hikekarin.com)

Linkerhand einer der hohen Highlands (Foto: Hikekarin.com)

Linkerhand einer der hohen Highlands (Foto: Hikekarin.com)

Rechter Hand die weite Fläche des Rannoch Moors (Foto: Hikekarin.com)

Rechter Hand die weite Fläche des Rannoch Moors (Foto: Hikekarin.com)

Am Rande des Rannoch Moors (Foto: Hikekarin.com)

Am Rande des Rannoch Moors (Foto: Hikekarin.com)

Das Wetterspiel ergab manches beeindruckende Fotomotiv. Dunkle Wolken im Hintergrund, glitzernde Regentropfen im Vordergrund, dazwischen Sonnenstrahlen. Immer wieder kam ich an Bächen und Seen vorbei, die das Moor und die Gebirgslandschaft begleiten. Der Abschnitt hatte etwas meditatives. Da der Untergrund keinerlei Konzentration bedurfte, konnte man vor sich hintrotten und das Wetterschauspiel auf sich wirken lassen. Dabei verging die Zeit schlagartig und ich merkte auf einmal, dass ich mich nicht an meine Gedanken erinnern konnte. So weit waren Sie voraus gegangen.

Das gefaltete Gestein - gut im Bach sichtbar (Foto: Hikekarin.com)

Das gefaltete Gestein – gut im Bach sichtbar (Foto: Hikekarin.com)

Moore und Seen in der Ebene (Foto: Hikekarin.com)

Moore und Seen in der Ebene (Foto: Hikekarin.com)

Endlich- ein Zeichen der Zivilsation! (Foto: Hikekarin.com)

Endlich- ein Zeichen der Zivilsation! (Foto: Hikekarin.com)

Es konnte nicht mehr so weit sein, zum Etappenziel im Tal Glen Coe. Doch auf den letzten Metern wurden wir nochmal so richtig nass, …

Die Hauptstraße durch die Highlands (Foto: Hikekarin.com)

Die Hauptstraße durch die Highlands (Foto: Hikekarin.com)

… bevor wir das „Kingshouse Hotel“ erreichten. Als wir dort ankamen, war der Guß vorbei und das Anwesen erstrahlte im Sonnenschein. Die Klamotten trockneten im warmen Gastzimmer am Kamin.

Angekommen - das einzige Hotel weit und breit (Foto: Hikekarin.com)

Angekommen – das einzige Hotel weit und breit (Foto: Hikekarin.com)

Nach 32 km und ca. 700 Höhenmetern saß ich k.o. im Pub des Kingshouse Hotel und guckte das EM-Spiel Türkei gegen Kroatien. Dank der Wanderfreunde konnte ich in deren Zimmer eine „Notdusche“ einnehmen. Da das Hotel aber ausgebucht war, und rechts und links keine Alternative Unterkunft besteht, habe ich mich von einem Taxi nach Tyndrum zurück fahren lassen. Halb erschlagen fiel ich ins Bett. Was für ein toller Tag!

6. Wandertag:

Von Kingshouse nach Kinlochleven (14 km)

Heute stand die vorletzte Etappe auf dem Programm. Nach über acht Stunden Schlaf fühlte ich mich wieder fit. Insgesamt sollte die heutige Tour nur halb so lang werden, wie die gestrige Strecke.

Beim Kaffee-Trinken in der Hotel-Lounge mit Blick auf den "Buachaille Etive Mór"- 1.000m NN (Foto: Hikekarin.com)

Beim Kaffee-Trinken in der Hotel-Lounge mit Blick auf den „Buachaille Etive Mór“- 1.000m NN (Foto: Hikekarin.com)

Schottenrock und Dudelsack (Foto: Hikekarin.com)

Schottenrock und Dudelsack (Foto: Hikekarin.com)

Deshalb ließ ich es am Morgen ruhig angehen, frühstückte erstmal in Ruhe, ließ mich vom Taxi zum Kingshouse Hotel fahren, wo ich nach einer gemütlichen Tasse Kaffee erst gegen 10 Uhr startete. Direkt zu Beginn wurde ich von einem Schottischen Dudelsackmusikanten entlang der Straße begrüßt. Fand ich echt nett, wenngleich das wohl ein Hingucker für Touristen sein sollte. Trotzdem musste ich natürlich zuhören und ein Foto machen;-) War ja auch Touristin, jawoll!

Ich war heute wieder allein unterwegs. Das genoß ich voll und ganz, besonders in Ruhe im eigenen Trott gehend. Der Himmel war bewölkt und es wehte eine kühle Brise. Aber es regnete heute gar nicht. Ab und zu kam sogar die Sonne durch.

Es ging zunächst auf den ersten 5 km gemächlich auf schönem Pfad durch eines der schönsten Täler Schottlands- dem Glen Coe– ein breites Trogtal Richtung „Altnafeadh“- insgesamt hatte ich hier 120km des West-Highland-Ways zurück gelegt.

Sanfter Aufstieg Richtung Altnafeadh (Foto: Hikekarin.com)

Sanfter Aufstieg Richtung Altnafeadh (Foto: Hikekarin.com)

Bäche

Bäche

Bergpfade

Bergpfade

Zauntritte

Zauntritte

Brücken

Brücken

Es folgte der Anstieg über den den „Devil´s Staircase“- 300 Höhenmetern am Stück im Zick-Zack-Kurs hinauf zu einem 500 m hoch gelegenen Pass. Dies sollte dann auch der höchste Punkt des West Highland Ways sein. Ja ich weiß, das ist wirklich nicht hoch. Da sind bei uns zuhause Eifel, Westerwald, Hunsrück, Pfälzerwald und fast alle anderen Mittelgebirge höher. Dennoch wirken die Berge hier bergiger. Dieses uralte Gebirge wurde so viele Jahr Millionen schon abgetragen und durch Gletscher überformt, dass die Täler sehr ausgeräumt sind und nur die harten Gesteine der Verwitterung trotzen konnten.

Schön zu sehen - ein Trogtal (Fot: Hikekarin.com)

Schön zu sehen – ein Trogtal (Fot: Hikekarin.com)

Blick zum Devils Staircase (Foto: Hikekarin.com)

Blick zum Devils Staircase (Foto: Hikekarin.com)

Als kleiner Abstecher vom West Highland Way bestieg ich den „Mt. Mhic Mhartuin“, der mit 707 m den höchsten Punkt meiner Wanderwoche bildete (immerhin 100 m niedriger als der höchste Berg von Rheinland-Pfalz :-)) . Dennoch erlebte ich hier das erhabene Gefühl auf einem Gipfel zu sein. Ich blickte weit auf ein riesiges „Loch“, das im Bereich einer ehemaligen Gletscherzunge des vollends durch Eis geglätteten Highlands liegt. Der Blick auf die Berge war herrlich, ich hätte noch Stunden so sitzen können und werde es sicher in Erinnerung behalten.

Aufstieg zum Abstecher (Foto: Hikekarin.com)

Aufstieg zum Abstecher (Foto: Hikekarin.com)

Auf dem "Gipfel" (Foto: Hikekarin.com)

Auf dem „Gipfel“ (Foto: Hikekarin.com)

Schöne Aussicht vom Westhighland-Way (Foto: Hikekarin.com)

Schöne Aussicht vom Westhighland-Way (Foto: Hikekarin.com)

Seeblick (Foto: Hikekarin.com)

Seeblick (Foto: Hikekarin.com)

Nach der gestrigen Tortur mit über 30 km Länge bei Regen und starkem Wind war der heutige Tag wunderbar entspannend. Heute genoss ich auch die Ruhe, mit mir allein zu sein. Ich hielt ab und zu an, wenn ich zu dicht an Wanderer herankam. So kurzweilig die Gespräche gestern auch waren, ich war nie allein und empfand stellenweise Hektik, wenn ich wegen meiner Fotostopps den Anschluss verlor und mich dann beeilen musste. Andererseits war ich sehr dankbar, an diesem langen Wandertag nicht allein zu sein.  Unterwegs hielt ich öfter als sonst an, genoss das milde Wetter und die Sonne, schlief sogar auf einer Felsenplatte ein wenig ein.

West-Highland-Way Richtung Kinlochleven (Foto: Hikekarin.com)

West-Highland-Way Richtung Kinlochleven (Foto: Hikekarin.com)

Der längste Tag des Jahres – die Mittsommernacht – neigte sich dem Ende zu. Die Dämmerung dauerte bis 23 Uhr. Das ist schon ein Phänomen. Es war angenehm warm, also relativ warm, d. h. 15 °C aber sehr windig. Für den nächsten Tag war Sturm angekündigt, aber ich hoffte, dass es nicht zu schlimm würde. Beim Abendessen in Kinlochleven schaute ich Fußball (Holland : Russland, 1:3) und lernte eine Menge netter Leute kennen. Das war ein sehr unkomplizierer Abend! Lag es am Fußball oder an den Schotten?

7. Wandertag:

Von Kinlochleven nach Fort William (22 km)

Regen begrüßte mich am Morgen. Es war kalt und windig. Da mich ein kräftiger Aufstieg erwartet, zog ich kurze Hosen an und darüber trug ich atmungsaktive Regenhosen, die ich den ganzen Tag nicht mehr auszog. Nachdem alles gepackt war und ich (trotz des Sonntags) in einem geöffneten Shop noch Bananen und Sandwich ergatterte, ging es gegen 10 Uhr los. Es war ein besonderer Tag: Nicht nur, weil es der letzte Tag des Wanderurlaubs war, sondern weil ich so viele bekannte Gesichter wieder traf, die ich bereits auf anderen Etappen gesehen hatte und dachte, sie nie wieder zu treffen.

Bäche queren rechts und links (Foto: Hikekarin.com)

Bäche queren rechts und links (Foto: Hikekarin.com)

Allein und durch herrlichen Wald stieg ich auf schmalen Pfaden zwei Stunden lang bergauf, hatte eine tolle Aussicht ins Tal des River Leven und folgte dann hangparallel dem Tal des „Allt Nathrach“. Diese keltischen Namen sind schon besonders, fast mystisch. Unseren Ohren sagen sie nichts, aber dahinter verbergen sich bestimmt wichtige Hinweise auf die Landschaft. Ihr müsst mal in die Karte des West-Highland-Way schauen und die ganzen Bach- und Bergnamen ansehen. Das ist wie in auf einer Schatzkarte eines Fantasie-Films!

Kleine Bachquerung (Foto: Hikekarin.com)

Kleine Bachquerung (Foto: Hikekarin.com)

Blick zurück auf Kinlochleven und den Loch Leven (Foto: Hikekarin.com)

Blick zurück auf Kinlochleven und den Loch Leven (Foto: Hikekarin.com)

Nach einer Pause ging ich auf dem breiten Feldweg zügig weiter und holte dann die Gruppe ein, mit der ich vorgestern die lange Etappe gewandert war. Es war ein großes „Hello“. Auch mit diesen Wanderfreunden ging ich eine zeitlang weiter, machte Pausen und genoss diesen stürmischen, aber durchaus stimmungsvollen Wandertag.

Blick zurück auf Kinlochleven und den Loch Leven (Foto: Hikekarin.com)

Das bin ich im Nieselregen (Foto: Hikekarin.com)

Verlassenes Haus in den Highlands (Foto: Hikekarin.com)

Verlassenes Haus in den Highlands (Foto: Hikekarin.com)

Der Weg führte durch ein riesiges Hochtal zwischen Glen und Ben Nevis bis hinunter nach Fort William. Eine Kompanie junger, niederländischer Soldaten und Soldatinnen war stets im Blickfeld. Für die Holländer ist dies ein optimales Trainingsgebiet 😉

Kompanie "Halt!" (Foto: Hikekarin.com)

Kompanie „Halt!“ (Foto: Hikekarin.com)

Ganze 23 km waren es, ohne dass wir einen einzigen Ort sahen. Stattdessen schön viel Natur, Aussichten und Ruhe.

Unterwegs Richtung Fort William (Foto: Hikekarin.com)

Unterwegs Richtung Fort William (Foto: Hikekarin.com)

Bedeckt bis bewölkt und regnerisch- typisch! (Foto: Hikekarin.com)

Bedeckt bis bewölkt und regnerisch- typisch! (Foto: Hikekarin.com)

Um 17 Uhr erreichte ich den Endpunkt des West Highland Ways und genoss diese unglaubliche „Stunde der Ankunft“ mit Stolz, Freude und müden Füßen. Es ist einfach toll, sich einen Wanderweg zu erlaufen, von einem Anfang zu einem Ziel zu kommen, mit der Landschaft verbunden zu sein und die Langsamkeit des Gehens zu entdecken. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich erhaben und verdient es, mit einem Fläschchen „Glencoe Whisky“ – den 21 year old taste, den ich am ersten Wandertag kaufte, honoriert zu werden. „Enjoy myself!“

Am Ziel - in Fort William (Foto: Hikekarin.com)

Am Ziel – in Fort William (Foto: Hikekarin.com)

Die warme Dusche kombiniert mit einer Tasse selbst gekochtem Kaffee und zwei Keksen brachten die Lebensgeister zurück. Kaffee und Tee sind in jeder Unterkunft absoluter Standard auf jedem Zimmer. Es gibt immer einen Wasserkocher und das entsprechende Zubehör. Dafür ist ein Fön nicht selbstverständlich und Steckdosen sind auch Mangelware. Ohne Adapter kann man darüber hinaus den mitgebrachten Fön oder das Ladegerät für das Handy vergessen.

Souvenirs available (Foto: Hikekarin.com)

Souvenirs available (Foto: Hikekarin.com)

In Fort Wiliam gab es sogar einen Souvenirladen zum West-Highland-Way! Der Weg ist hier echt bekannt und irgendwie Kult. Da wurden natürlich einige Erinnerungsstücke ergattert. Nach einem Spaziergang durch die hübsche Stadt traf ich mich mit den Mitwanderern, mit denen ich in der letzten Woche immer mal wieder zusammen gewandert bin. Wir tauschten Erlebnisse aus, berichteten von spannenden Wettereinlagen und lustigen Momenten. Auf der anderen Seite der Highstreet schauten wir noch die zweite Hälfte des EM-Spiels Spanien-Italien an, wobei Spanien im Elfmeterschiessen gewann. Dann machten sich meine internationalen Freunde auf den Heimweg, da sie morgen, am Montag, noch den „Ben Nevis“ besteigen wollten – der mit 1370m Höhe höchste Berg von Großbritannien. Ich selbst hatte diesen Ben Nevis-Tag nicht eingeplant und musste wieder zurück reisen.

Auf dem Heimweg zum Bed & Breakfast kam ich an einem Pub vorbei, indem eine Kapelle die „Traditional Scottish Music“ spielte. Dort blieb ich noch einige Stunden, bei Ale und lustigen Gesprächen. Der Abschied aus dem Pub viel mir schwer. Denn es war auch der Abschied von der urigen schottischen Pub-Kultur, die mir in der letzten Woche ans Herz gewachsen war. Müde, glücklich und zufrieden ging ich zu Bett. Es war einfach klasse!

Abreisetag

Nach einem sechsstündigen tiefen Schlaf packte ich mein Gepäck ein letztes Mal in meinen Koffer und genoß nochmals das kräftige schottische Frühstück mit Egg, Bacon und Tea, an das ich mich in den letzten Tagen gewöhnt hatte. Dann wurde ich um 10 Uhr vom „Transferservice“ abgeholt. Knapp drei Stunden dauert die Fahrt nach Glasgow. Dabei durchfuhr ich die ganzen Landschaften, die ich durchwandert hatte. Wie ein Film, den man zurückspult, erlebte ich noch mal die Highlands, das Ufer des riesigen Loch Lommond und die Lowlands. Das Wetter war herrlich warm und trocken, na ja, es gab schon einen kleinen Schauer am Morgen, aber da spricht man hier noch nicht von Regen!

Impressionen von der Rückfahrt (Foto: Hikekarin.com)

Impressionen von der Rückfahrt (Foto: Hikekarin.com)

Fotostop auf der Rückfahrt (Foto: Hikekarin.com)

Fotostop auf der Rückfahrt (Foto: Hikekarin.com)

Die Zwischenzeit bis zum Abflug nutzte ich für einen Bummel durch die „Buchaman Street“, die Einkaufsmeile von Glasgow. Ich saß in der Sonne und beobachtete die Leute. Alle hatten es eilig, so wie ich, wenn ich in Deutschland unterwegs bin. Nur heute ist es anders. Ich habe Zeit. Und ich habe selten in den letzten Jahren soviel Zeit für mich empfunden, wie heute. Das ist ein sehr gutes Gefühl, die Zeit verstreichen zu lassen, ohne Sinn, ohne den Zweck, etwas zu erledigen. Das Wandern hat mich sehr entspannt und ich hoffe, dass dieses Gefühl noch lange anhalten wird.

Ich ergattere einen original „Wool-Cardigan“ aus der Schafswolle der Highland Schafe, die man überall beim Wandern zu Gesicht bekommt. Außerdem kaufe ich Schottenröcke in rotem Karo, wie sich das gehört, denn in vielen Kneipen und Läden in den Highlands sieht man dies hin und wieder noch als „Trachten“. Und dann kaufte ich schließlich eine CD mit der „Traditional Scottish Music“: Diese stimmungsvolle Flöten- und Harfentöne einerseits und die flotten Musikstücke andererseits, die so wunderbar in die Schottische Landschaft und zu den Schotten selbst passt. I love it! Ich gönne mir einen „großen Kaffee“ bei „Starbucks“, war allerdings etwas überfordert, als mir dann ein „halber Liter“ gereicht wurde! Da war der Preis mit 2,65 Pound (ca. 3,50 €) absolut in Ordnung.

Das Gebäude kam mir nach der Wanderung riesig vor! (Foto: Hikekarin.com)

Das Gebäude kam mir nach der Wanderung riesig vor! (Foto: Hikekarin.com)

Im Flieger trank ich ein „Bitburger“. Leider aus der Dose. Und leider etwas zu warm. Ich mag diese viele Kohlensäure gar nicht. Das schottische Bier vertrage ich viel besser, denn es schäumt immer „genau richtig“ aus dem Zapfhahn.

Lust, am nächsten Montag ins Büro zu gehen, hatte ich ehrlich gesagt keine. Das ist doch ein gutes Zeichen für Erholung, oder? Beim abendlichen Grillen mit den Nachbarn gewöhnte ich mich langsam an die sommerlichen Temperaturen. Ich hatte sie nicht wirklich vermisst, die Wärme. Trotz der frischen Witterung war es ein wunderschöner Urlaub in Schottland Das verlockt mich, es auch ein weiteres Mal wieder zu tun: Das Fernwandern ohne Begleitung. Es war eine tolle Zeit gewesen. I enjoyed myself so much! Thank you.

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Mein Bericht zu den ersten Etappen von Glasgow-Milngavie nach Tyndrum mit vielen Fotos findet hier hier.  Hier ist nochmal der Link zu einem englischen Blogbeitrag eines britischen Rucksackwanderers, der im Blog von  „Lonewalker“ nachgelesen werden kann. Er war zufällig im selben Jahr auf dem WHW unterwegs war, allerdings im April.

Nützliche Infos:

  • Der WHW ist super markiert mit einem weißen Rautensymbol auf Holzstelen (das soll eine symbolische Distel sein)
  • Er wurde 1980 eröffnet und ist der erste Fernwanderweg Schottlands. Jährlich wandern rund 50.000 Wanderer hier.
  • Die offzielle Webseite des West-Highland-Way findet man hier: west-highland-way.co.uk/
  • Eine private Seite zum West-Highland-Way, die alles ganz gut auf Deutsch erklärt, ist hier zu finden: west-highland-way.org
  • In diesem Blog kriegt man auch einige Infos über den WHW: bewaehrungsprobe.de
  • Es gibt eine offizielle Wanderkarte zum WHW vom Harvey-Verlag. Die ist wirklich gut.
  • Vom Outdoor-Verlag gibt es einen kleinen Wanderführer.
  • Es gibt noch weitere  und neuere Printprodukte, die ich allerdings nicht persönlich kenne.

Eine Info in eigener Sache: Diese Reise ist allein aus meiner privaten Motivation passiert und wurde nicht gesponsort!

2 Gedanken zu “The show must go on – West Highland Way -Schottland (Teil 2)

  1. Endlich liebe Karin,
    habe ich die Zeit gefunden deine Worte zu deinem Abenteuer Schottland durchzulesen
    Meine Güte, welch eine Landschaft und diese Einsamkeit einfach fantastisch.

    Das Wetter ist ja wirklich gewöhnungsbedürftig. Die kühlere Luft stört mich nicht, aber Regen in dieser Fülle… da ziehe ich meinen Hut vor deiner Konsequenz und deiner Abenteuerlust.

    Wie lange hat der Erholungseffekt angehalten? Die Umgewöhnung aus dieser endlosen Weite wieder in die Kleinheit der Städte und selbst unserer Naturlandschaften zu wechseln muss schon groß gewesen sein 🙂

    Auf jeden Fall hast du dir in deinem Leben schon so manchen Abstecher in andere Landschaftsformen gebracht und auch sehr krasse Unterschiede und hier im Blog bleibt es immer Erinnerung ❤

    Einen lieben Gruß
    Elke

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    • Ja, liebe Elke, das stimmt, aber bislang blieb ich meistens in Europa. Die Ankunft in Deutschland war schon ungewöhnlich, aber ich passe mich gern meiner Umgebung an 😉 Jede Gegend hat etwas Schönes! Liebe Grüße, Karin

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